Tuesday, September 20, 2011

The Pirate Party - children of Marx and Microsoft

The piece below is from today's Frankfurter Rundschau on the Pirate Party.

In Sunday's election in Berlin the party won more than five per cent of the vote, which means they now have seats in the Berlin parliament.

Obwohl das Internet die Vision einer neuen, gerechteren Welt beflügelt, erkennen die Piraten – nicht Linke oder Grüne – als Erste die politischen Potenziale des Netzes.


Die Piratenpartei sollte man ernst nehmen, findet Harald Jähner.
Foto: dapd Die Piratenpartei sollte man ernst nehmen, findet Harald Jähner.
Foto: dapd
Aus dem Stand fast neun Prozent Wählerstimmen für die Piratenpartei! Mehr Sitze im künftigen Abgeordnetenhaus als ernsthafte Anwärter vorhanden! Wer da nicht „Ist ja irre!“ ausgerufen hat, wird wohl auch nicht überrascht sein, wenn seine Frau plötzlich drei Meter groß geworden ist.

Nun kann man sich fragen: Was ist das für eine unernste Stadt, die neun Prozent ihrer Stimmen solchen Anfängern gibt? Kann denn noch ein Spaß genannt werden, was man jetzt fünf Jahre lang ernst nehmen muss? Ja, man sollte es ernst nehmen und hätte es viel früher tun müssen aufseiten der Linken und Grünen. Obwohl das Internet von Beginn an geradezu romantische Visionen einer neuen, gerechteren Welt beflügelt hat, haben sich Linke und Grüne nie mit den politischen Potenzialen des Netzes beschäftigt. Wissen für alle ist Macht für alle – solche Parolen überließen sie obskuren Hackern. Die Piraten dagegen sind Kinder von Marx und Microsoft, die sich von beiden zu emanzipieren versuchen. Es ist die einzige Partei, die auf das Faszinosum des Internets eine andere politische Antwort hat als Misstrauen und Kontrollbedürfnis. Ihr fulminanter Erfolg rührt daher, dass sie die euphorischen Gesellschaftserfahrungen, die viele mit dem Internet machen, in ein, wenn auch diffuses, politisches Programm überführen.

In ihrem Namen führt die Partei den etwas kindischen Kern ihres Programms: im Weltmeer des Internets nach Belieben jagen zu können und Beute zu machen ohne zu bezahlen. So wie das Meer mitsamt allem, was darauf herumschwimmt, in Piratenaugen für alle da ist, die gut fechten können, erscheint vielen heute das Internet. Man hat sich daran gewöhnt, gratis herunterzuladen, was den Produzenten viel Mühe, Zeit und Geld gekostet hat. Vielen wird es schlicht geraubt, andere geben freiwillig ihr Wissen und ihre Arbeit her, wie etwas die rund 10.000 Wikipedianer, die sich intensiv um die Pflege dieses Netz-Lexikons kümmern. Sie folgen wie unzählige andere dem sozialen Lockruf des Netzes, wo eine egalitäre Gesellschaft erstaunlicherweise vor allem eins macht: Spaß.

Share, das englische Wort für Teilen, ist eines der am häufigsten gebrauchten Worte der Netz-Euphoriker. Sie teilen ihr Wissen, ihre Erlebnisse, ihre Erfahrungen mit schlechten und guten Hotels, ihre Film- und ihre Plattensammlung. Sie teilen ihre Vorlieben und Abneigungen, ihren Zorn, ihren Spott, ihre Wünsche für ein gutes Leben. Communities, soziale Netzwerke, Freunde – das digitale Netz steckt voller sozialer Idyllen, die zu den realen Geschäftsverhältnissen dort schlecht passen.

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